Biohacking: Was steckt hinter dem Trend zur Optimierung des eigenen Körpers?
03.06.2024

Biohacking: Was steckt hinter dem Trend zur Optimierung des eigenen Körpers?

Schneller, fitter, weiter – im Idealfall bei bestem Wohlbefinden. Wie schön wäre es, wenn es uns immer gutgehen würde und wir glücklich, leistungsfähig und rundum zufrieden wären? Sicherlich müsste man zum Erreichen dieser Ziele hier und da seinen Alltag, Lebensstil und die Gesundheit ein wenig optimieren. Und genau danach streben sogenannte Biohacker.

Biohacking bezeichnet die Anwendung biotechnologischer Prinzipien, um die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers zu steigern und Gesundheit zu optimieren. Es umfasst Techniken, wie Lebensstilanpassungen rund um Sport, Schlaf, Ernährung, aber auch genetische Modifikation, Nootropika, also „smart drugs“, die das Gedächtnis, Kreativität, Hirnleistung und Motivation verbessern sowie selbstgesteuerte biometrische Überwachung.

Der Begriff wird zusammengesetzt aus den Wörtern „Bio“, was für das Leben steht sowie „Hacking“, womit die Entschlüsselung und Kontrolle gemeint sind. In diesem Beitrag möchten wir einen genaueren Blick auf diese Form der Selbstoptimierung werfen.

Die Praxis des Biohackings: Techniken und Methoden

Der Begriff „Biohacking“ verbindet modernste Techniken mit traditionellen Konzepten der Gesundheitsoptimierung. Die Methoden sind vielfältig und reichen von Fasten, speziellen Diäten, Nahrungsergänzungsmitteln, hochintensivem Intervall-Training über genetische Modifikation bis hin zu biometrischen Überwachungen mit Wearables oder ärztlicher apparativer Diagnostik. Ziele der Biohacker sind mehr Leistung, eine bessere Konzentration und ein längeres und zugleich dabei gesünderes Leben.

Nootropika

Bei Nootropika oder auch „smart drugs“ handelt es sich um Substanzen zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten. Sie sollen das Gedächtnis, die Konzentration, die geistige Leistungsfähigkeit, aber auch die Motivation steigern. Dabei kann es sich um Wirkstoffe wie Piracetam oder Modafinil handeln sowie um pflanzliche Ergänzungsmittel.

Wearable Technology zur Gesundheitsüberwachung

Biohacking steht zudem für die kontinuierliche Überwachung bestimmter Gesundheitsparameter. Wearable Technology ist das Schlüsselwort, welches Geräte wie smarte Uhren und Fitness-Tracker mit einschliesst. Diese werden als Schrittzähler verwendet, messen den Herzschlag, analysieren den Schlaf und überwachen den Blutzuckerspiegel. Durch die Lieferung von Echtzeitdaten können Gesundheits- und Fitnessziele verfolgt und ggf. angepasst werden.

Ernährungsansätze im Biohacking

Ernährung spielt eine wichtige Rolle im Biohacking. Viele Biohacker probieren verschiedene Fastenvariationen und Diäten, darunter die Paleo- oder die Keto-Diät, um die perfekte Ernährungsstrategie für ihren Körper zu finden. Diese Ansätze haben zum Ziel, den Stoffwechsel zu optimieren, das Energielevel zu steigern bzw. zu stabilisieren sowie die allgemeine Gesundheit zu verbessern.

Wissenschaftliche Grundlagen des Biohackings

Beim Biohacking geht es darum, in das eigene Leben einzugreifen, um dieses zu optimieren oder gar zu verlängern. Auch aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich diese Selbstoptimierung betrachten.

Genetik und Epigenetik

Durch das Verständnis der eigenen genetischen Veranlagung können Biohacker personalisierte Strategien entwickeln und somit ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit maximieren. Eine Untersuchung der eigenen Erbinformationen kann Mutationen aufdecken und im Bereich Epigenetik wird mittels DNA-Tests die eigene Abstammung entschlüsselt. Spezielle Technologien machen es beispielsweise möglich, Gene zu manipulieren und editieren, was als Gen-Editing oder auch Genschere bezeichnet wird – und wohl den kritischsten Bereich des Biohackings darstellt.

Die Rolle der Mikrobiota

Die Mikrobiota, insbesondere die Darmmikrobiota, spielen eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden. Eine gesunde Darmflora hat einen positiven Einfluss auf die Verdauung, das Immunsystem sowie auch auf die geistige Gesundheit. Beim Biohacking werden Probiotika und präbiotische Lebensmittel verwendet, um die Gesundheit ihrer Mikrobiota zu fördern. Auch Postbiotika, also bakterielle Stoffwechselprodukte, können wirksam sein.

Biohacking in der Praxis

Die Methoden des Biohackings können dabei unterstützen, bis ins hohe Alter zufrieden und gesund zu bleiben. Immer mehr Menschen nutzen die Hacks, um

  • private und berufliche Ziele zu erreichen
  • die eigene Selbstwahrnehmung zu erhöhen,
  • die eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken,
  • Stress zu reduzieren,
  • für eine gute Schlafhygiene zu sorgen,
  • die Leistungsfähigkeit im Alltag sowie im Training zu verbessern und
  • von mehr Energie, Produktivität und Konzentration zu profitieren sowie
  • sich gut zu fühlen, selbstwirksam zu werden und natürlich gut auszusehen.

Es ist sinnvoll, unterschiedliche Massnahmen auszuprobieren, zu kombinieren und diese nach und nach in den Alltag einzubinden. Wichtig ist, dass die ausgewählten Methoden guttun und zum jeweiligen Menschen passen. Eine regelmässige Anwendung von mindestens 4 Wochen ist dabei anzuraten, um erste Ergebnisse sehen oder spüren zu können.

Beispiel für einen Biohacking-Ernährungsplan

Die ausgewählten Speisen und Lebensmittel sollten zu den individuellen Bedürfnissen passen. Was die Ernährung im Biohacking jedoch in den meisten Fällen grundsätzlich ausmacht, ist die Wahl von regionalen, saisonalen, hochwertigen und möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln sowie die Ausrichtung auf die Darmgesundheit. Zudem sollten regelmässige Fastenphasen eingeführt werden. Ein möglicher Ernährungsplan könnte wie folgt aussehen:

  • Frühstück: „Bullet Proof Coffee“: Kaffee mit etwas Butter und MCT-Öl
  • Mittagessen: Salat mit Blattgemüse, Avocado, Nüssen sowie Fisch oder Huhn
  • Abendessen: Gegrilltes Gemüse mit Quinoa und einer Proteinquelle
  • Snacks: Nüsse, Samen, dunkle Schokolade (mindestens 85 % Kakaoanteil)

Ruhe und Bewegung im Biohacking

Für langfristige Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist guter Schlaf essenziell. Um dieses Ziel zu erreichen, sind folgende Tipps hilfreich:

  • Gehen Sie möglichst jeden Tag zur gleichen Zeit schlafen.
  • Schaffen Sie eine schlaffördernde Umgebung in einem dunklen, ruhigen und kühlen (19 °C) Raum.
  • Beschränken Sie die Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen.
  • Bauen Sie, wenn nötig, Strategien zur Stressbewältigung in Ihren Alltag ein.
  • Vermeiden Sie Koffein bestenfalls 8 Stunden vor dem Schlafengehen.
  • Essen Sie mindestens 3 Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr.

Das Pendant zu ausreichend Erholung: Bewegung. Hier haben sich folgende Strategien als effektiv erwiesen:

  • regelmässiges Ausdauertraining für das Herz-Kreislauf-System
  • Krafttraining zur Muskel- und Knochenstärkung
  • funktionelles Training für Bewegungsketten, die auch bis ins hohe Alter für Selbständigkeit und Gleichgewicht sorgen
  • Dehnen für mehr Flexibilität
  • Spaziergänge an der frischen Luft in der Natur
  • regelmässige Bewegung auch während der Arbeit

Mindset und Routinen

Wichtig ist nicht nur ein gesunder Körper, sondern auch ein gesunder Geist. Wer an seiner Einstellung arbeitet, kann für mehr Wohlbefinden sorgen. Dazu zählen:

  • das Aufschreiben von Gedanken, Zielen und To-Do-Listen (Journaling), um kreisende Gedanken zu vermeiden und die persönlichen Ziele zu visualisieren
  • die Pflege von sozialen Kontakten

Und schliesslich setzen Biohacker oftmals auf Routinen, insbesondere am Abend und am Morgen. So können schlechte Angewohnheiten abgelegt und die erwähnten Biohacking-Methoden leichter in den Alltag integriert werden. Mögliche Beispiele sind:

  • das tägliche Aufstehen zur gleichen Zeit
  • morgendliche Atemübungen
  • eine kalte Dusche
  • Journaling
  • der Verzicht auf das Smartphone in der ersten Stunde am Morgen
  • ein Workout am späten Nachmittag
  • Meditation am Abend
  • Digital Detox ab 20 Uhr

Risiken und ethische Betrachtungen

Auch wenn Biohacking dazu beitragen kann, ein gesünderes Leben zu führen, gibt es ebenso einige Bedenken. In bestimmten Bereichen sollte diese Form der DIY-Biologie kritisch betrachtet werden. So können negative Auswirkungen beim Herumexperimentieren mit Nahrungsergänzungsmitteln oder bestimmten Technologien nicht ausgeschlossen werden. Die extremste Form des Biohackings – das Gen-Editing – wirft zudem ethische Fragen auf, da es diejenigen, die keinen Zugang zu diesen Techniken haben, ausschliesst. Langfristig könnte durch einen solch tiefen Einschnitt die Gesellschaft verändert werden.

Ein weiterer Punkt: Grösstenteils gibt es keine Regulierungen. So kommen teils Konzepte und Produkte auf den Markt, welche nicht hinreichend getestet wurden. Dies kann der Gesundheit mehr schaden, als ihr zu nutzen. Und schliesslich kann die Abhängigkeit von Technologie dazu führen, dass man sich ausschliesslich auf Mess- und Datenergebnisse verlässt und das eigene Körperbewusstsein dabei ausser Acht lässt.

Fazit: Biohacking als Wegbereiter für ein gesünderes Leben

Biohacking bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Gesundheitsoptimierung. Körper und Geist können durch Anpassungen des Lebensstils, aber auch durch die Anwendung von Techniken wie smarten Geräten positiv beeinflusst werden. Allerdings sollten auch die potenziellen Risiken nicht ignoriert werden. Kritisch zu betrachten ist insbesondere die genetische Modifikation. Dennoch bleibt Biohacking ein faszinierendes Feld, das sich in atemberaubender Geschwindigkeit weiterentwickelt und auch dank KI in kurzer Zeit unserer Gesundheit und Langlebigkeit revolutionieren kann – mit der Möglichkeit, unsere Gesundheitsspanne und Lebensspanne deutlich zu verbessern.

FAQ: Häufig gestellte Fragen und Antworten zu Biohacking

Ist Biohacking sicher?

Biohacking birgt je nach Methode sowohl Chancen als auch Risiken. Entscheidend ist, auf seinen Körper zu hören und sich zu informieren, um mögliche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen im Blick zu haben.

Wie fängt man mit Biohacking an?

Der Einstieg erfolgt bestenfalls mit einfachen Massnahmen wie der Anpassung der Ernährung und des Lebensstils oder der Überwachung der Gesundheit durch Wearables. Informieren Sie sich umfassend und holen Sie sich Rat vom Experten.

Welche wissenschaftliche Forschung unterstützt Biohacking?

Einige Aspekte des Biohackings basieren auf solider wissenschaftlicher Forschung, vor allem in den Bereichen der Ernährungswissenschaft, Genetik und Neurologie. Dennoch gibt es Bereiche, die noch weiter erforscht werden müssen.

Wo kann ich mehr über Biohacking lernen?

Es gibt zahlreiche Quellen, darunter Bücher, Fachartikel und Online-Kurse, die tiefer in die verschiedenen Bereiche des Biohackings eintauchen. Zudem finden sich Foren, welche als gute Plattformen zum Austausch dienen.