Bei einer Brustrekonstruktion handelt es sich um einen operativen Eingriff, bei welchem vor allem nach Brustkrebs die Brust ästhetisch wiederhergestellt wird.
Hierbei unterscheidet man zwischen primärer und sekundärer Brustrekonstruktion. Bei der primären Brustrekonstruktion wird in der gleichen Operation die Brust entfernt – meist per hautsparender (skin sparing) oder Brustwarzen sparender (nipple sparing) Mastektomie – und zeitgleich wiederhergestellt. Bei der sekundären kann auf Wunsch der Patientin die Wiederherstellung der Brust selbstverständlich auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Dennoch ist in der Regel die primäre Brustrekonstruktion meist die Operation der ersten Wahl, da damit der Patientin das Gefühl des Erwachens aus der Narkose „ohne Brust“ erspart bleibt.
Eine weitere wichtige Frage ist die Art der Rekonstruktion. Hier unterscheidet man grundsätzlich zwischen einer Rekonstruktion mit Brustimplantat und der Rekonstruktion mit Eigengewebe. Bei der Implantatrekonstruktion handelt es sich um Silikonimplantate, welche auch bei der Brustvergrösserung eingelegt werden. Bei der Eigengewebs-Methode wird in der Regel Gewebe vom Bauch (DIEP, SIEA), Oberschenkel (TMG, PAP), Gesäss (S-GAP) oder Rücken (LDM) entnommen und zu einer neuen Brust geformt. Alle Patientinnen sind vor und nach der Operation an einem multidisziplinären Tumorboard angebunden.
Fachbegriff: Implantat-Mammarekonstruktion
Art der Narkose (Anästhesie): Vollnarkose
Eingriffsdauer (Operationszeit): 1.5 bis 3 Stunden
Klinikaufenthalt: 2–3 Übernachtungen
Nachbehandlung: bügelfreier Sport-BH für 6 Wochen
Gesellschaftsfähig: 1–2 Wochen
Arbeitsfähig: 3–4 Wochen (je nach körperlicher Belastung)
Schonzeit: ca. 6–8 Wochen
Bei der Rekonstruktion mit Implantat unterscheidet man zwischen der einzeitigen und zweizeitigen Methode. Nach Entfernung der Brust (Mastektomie) wird beim zweizeitigen Verfahren zunächst ein Expander (Ballon mit Ventil) eingesetzt, welcher regelmässig mit Kochsalzlösung über mehrere Monate aufgefüllt wird (meist 3–6 Monate). Hiernach wird dann das definitive Silikonimplantat eingelegt. Es ist jedoch auch möglich, im Rahmen der einzeitigen OP-Methode direkt nach Entfernung der Brust in der gleichen Sitzung das endgültige Implantat einzulegen. Hier wird die Einlage heutzutage oft mit einer zusätzlichen Einlage, einer Gewebematrix, kombiniert, um einen ausreichend gestärkten Gewebemantel um das Implantat herum zu schaffen. Die Gewebematrix wird an den Brustmuskel genäht und garantiert hiermit eine vollständige Ummantelung des eingelegten Implantats. Die Schnittführung richtet sich nach der vorher onkologisch festgelegten Planung der Mastektomie. Hierbei kommt es darauf an, ob die Brustwarze (Mammille) mit entfernt (skin sparing Mastektomie) oder erhalten (nipple sparing) werden kann.
Bei der Rekonstruktion der Brust mit Eigengewebe wird entweder eine Kombination aus Haut- und Fettgewebe oder Muskelgewebe von einer Region in die entfernte Brust verpflanzt, um so eine neue Brust zu formen. Handelt es sich dabei um so genannte freie Lappenplastiken, wird das Gewebe im Bereich der Brust mithilfe der Mikrochirurgie an ein neues Blutversorgungssystem angeschlossen. Der Goldstandard ist heute die Verwendung des Bauchgewebes (Haut-Fettgewebe unterhalb des Nabels) als so genannte DIEP-Lappenplastik (alternativ SIEA-Lappen oder ms-TRAM-Lappen).
Die Wahl des geeigneten Spenderareals richtet sich schliesslich nach den anatomischen Voraussetzungen der Patientin und der Grösse der zu rekonstruierenden Brust. Weitere Areale, die sich gut für die Rekonstruktion eignen, sind die Leisten-Oberschenkel-Region (TMG, PAP, PMT) oder Gesässregion (SGAP, IGAP). Eine weitere alternative Option stellt auch der flächenmässig grösste Muskel des Körpers, der Latissimus dorsi (LDM), dar. Als gestielte Lappenplastik bringt er seine eigene Blutversorgung mit und kann zur Wiederherstellung der Brust verwendet werden. Da er jedoch oft nicht das gewünschte Volumen mitbringt, muss der Plastische Chirurg bei dieser Rekonstruktion mit dem Latissimus dorsi meist zusätzlich ein Implantat oder ein Lipofilling verwenden.
Komplikationen sind insgesamt selten. Es kann in den ersten Tagen zu Nachblutungen, Wundwasseransammlungen oder Infektionen kommen. Als Folge der Mastektomie (Brustentfernung) kann es zu Hautarealen mit verminderter Durchblutung kommen, welche in einer Hautnekrose enden können. Bei der Verwendung mit Implantaten kann es zu den gleichen Komplikationen wie nach einer Brustvergrösserung kommen. Das Risiko einer Kapselfibrose ist bei einer notwendigen Bestrahlung der Brust deutlich erhöht. Bei der Rekonstruktion mit freien Lappenplastiken kann es zu Wundheilungsstörungen, Fettgewebsnekrosen (unzureichend durchblutetes Fettgewebe) oder in sehr seltenen Fällen zur gesamten Minderversorgung des Lappens und somit zum Verlust des Lappens führen (1–2%).
Bei der Wiederherstellung der Brust mit Implantaten muss die Patientin mit 1–2 Übernachtungen und bei der Verwendung von Eigengewebe mit 3–5 Übernachtungen rechnen. Die Brüste werden mit einem gut sitzenden Sport-BH während mehrerer Wochen nach dem Eingriff gestützt. Generell ist ca. 4 Wochen nach der Operation wieder mit Rückkehr an Ihren Arbeitsplatz zu rechnen, je nach Arbeit. Mit sportlichen Aktivitäten und anstrengender körperlicher Tätigkeit sollten Sie nach der OP jedoch 6–8 Wochen warten.